High Gain Guitar Preamp (SLO)

slo_pre_mid

Vorgeplänkel

Es gibt wenige Hersteller, die innerhalb kurzer Zeit eine Reputation wie der aus Seattle stammende Mike Soldano erhalten haben, dessen Super Lead Overdrive (SLO)-Verstärker 1987 erstmal verfügbar war und unzähligen Herstellern als Referenz in Sachen High Gain Amp. Framus, Mesa Boogie, Hughes & Kettner waren nur einige, die grundlegende Schaltungselemente dieser Geräts hernahmen und daraus z.B. den wiederum vielkopierten Rectifier konstruierten.

Die Basis des SLO ist wahrscheinlich ein leicht modifizierten Marshall-Schaltkreis, dem durch Hinzufügen einer weiteren Triodenstufe zusätzliche Verzerrungen entlockt werden können. Die typische Bassabsenkung an den Katoden der Vorstufe ist auch hier – in leicht abgewandelter Form – vorzufinden.

Das Vorbild aus den USA verfügt neben seinem typischen Sound auch über eine exzellente Verarbeitungsqualität mit einem großen Einsatz an Handarbeit. Wer weitere Informationen über die Originalschaltung sucht sei an das englischsprachige   Forum der SLO-Cloners verwiesen.

Leider verfügt das Original nur über einen einzigen EQ für und ein fernschaltbarer Wechsel zwischen Clean und Crunch ist nicht möglich und ist auch nicht gerade kostengünstig, was aber auf Grund des enormen Anteils an Handarbeit wohl auch absolut nachvollziehbar ist.

Neben dem SLO gab es im Programm von Mike Soldano auch diverse Rack-Preamps. Angefangen beim SP-77 (2-Kanäle, Clean/Lead) über den X88r (3-Kanäle, Clean, Rhythm, Lead) bis hin zum legendären X99, der über MIDI fernsteuerbare Potis enthielt. Leider wird keiner dieser Preamps wird noch produziert. Während der SP-77 eher die „Low-Budget“-Version mit leichten Modifikationen beim Lead-Kanal darstellt, sind beim X88R Clean- und Lead-Kanal identisch zu dem des „großen“ SLO, dessen Rhythm-Kanal auch eher einen geboosteten Clean-Kanal darstellt, während der X88r hier eigene Wege geht. Dessen Rhythm-Sektion dieses Geräts findet man übrigens in den kleinen Combos (Atomic 16 u.ä.), auch wenn insbesondere auf dem Gebrauchtmarkt immer behauptet wird, dass es sich hier um den Lead-Kanal des SLO handele.

Rework

Der hier vorgestellte Preamp basiert also auf der Vorstufensektion des SLO und bietet dessen 3 Kanäle separat regelbar an. Zusätzlich wurde beim Lead-Kanal noch ein Presence-Poti vorgesehen, welches bei hohen Gain-Einstellungen in Kombination mit dem Treble-Regler größere Flexibilität bietet und in ähnlicher Form z.B.beim Mesa Rectifier verbaut wird.

Der Preamp wurde so 2004 erstmals vorgestellt und ist 2006/2007 um eine MIDI-Steuerung erweitert worden, damit nicht noch zusätzliche Hardware zur Fernbedienung angeschafft werden muss. Zusätzlich wurde ein (ebenfalls Midi-schaltbarer) sog. Hardwire-Bypass integriert, der das Eingangssignal über ein Relais direkt an die Ausgänge weiterleitet, so dass der Preamp im Verbund mit anderen Geräten, die ebenfalls über eine brauchbare Bypass-Regelung verfügen, ohne Zuhilfenahme eines Loopers betrieben werden kann.

Aber auch dann, wenn ein bereits vorhandenes Gerät keine Bypass Funktion besitzt, kann dieser Preamp verwendet werden, denn im Bypass-Betrieb steht ein zusätzlicher Loop über eine Insert-Buchse an der Rückseite bereit, in den das bereits vorhandene Gerät eingeschleift werden kann. Dieses befindet sich dann nur bei aktiviertem Bypass des SLO-Preamps im Signalweg, so dass ein Looper wiederum entfallen kann. Auch die Vorstufe eines bereits vorhandenen Topteils kann so integriert werden. Es sei allerdings darauf hingewiesen, dass es auf Grund von Erdschleifen hier zu Brummen kommen kann und ggf. zusätzliche Übertrager notwendig werden können (brauchbare gibt’s aber für weniger als 2 Euro…).

Eine Bauanleitung  ist online verfügbar. Bevor man jedoch loslegt, bitte unbedingt einen Blick in die Errata werfen.

Seit 2008 gibt es einen kompletten Teilesatz für diesen Verstärker bei www.musikding.de. Dieser beinhaltet neben allen zum Bau benötigten Bautelen auch professionell hergestellte Platinen. Da dieser Bausatz auch noch ca. 30% günstiger als alle mir bekannten Quellen ist, wird an dieser Stelle auf die Nennung weiterer Quellen zur Bauteilbeschaffung verzichtet.

Weitere Konstruktionsfiles:

Schaltplan des Preamps
Belichtungsvorlage_SLOder Hauptplatine
– Ansicht der Bestückungseite
– detaillierte Informationen zum Bau des Chassis (link)

Weitere Infos zur verwendeten Hilfsplatine gibt’s auf der Seite Hilfsplatine mit Loop und Bypass.

Audiofiles:

Die folgenden Files sind direkt einer EL34-Endstufe eingespielt und mit einem SM58 abgenommen. Die Sounds sind vollkommen unbearbeitet! Leichte Veränderungen des Frequenzgangs sind durch verschiedene Mikrofonpositionierungen bedingt. Als Box kam eine Marshall 1936 zum Einsatz, die mit einem GT12-75 und einem V30 bestückt ist. Die Gitarre ist eine Fender Strat mit Quarterpound-Singlecoils und einem SH-4-Humbucker.

Clean-Kanal, GT12-75
Clean-Kanal, GT12-75
Rhythm-Kanal, GT12-75 (verschiedene Pickup-Positionen)
Lead-Kanal, GT12-75 (Mikro am Speakerrand)
Lead-Kanal, low gain,  V30
Lead-Kanal, GT12-75 (Mikro am Speakerrand, leicht nach innen geneigt)
Lead-Kanal, V30 (Mikro am Speakerrand, leicht nach innen geneigt)
Lead-Kanal, V30 (Mikro am Speakerrand, etwas weiter nach innen geneigt)
Lead-Kanal, V30 (Mikro am Speakerrand, noch weiter nach innen geneigt)
Lead-Kanal, V30, Steuerung der Verzerrung mit dem Volumepoti der Gitarre

User Files

Piero hat netterweise den Preamp mal an die Endstufe eines Ampeg VL angeschlossen und das Ganze gefilmt:

Hier ist ein weiteres ein schönes Beispiel eines Nachbaus. Stephane hat kurzerhand die beiliegende Frontplatte per Laser gravieren und danach mit Farbe füllen lassen. Sieht wirklich toll aus!

18 Kommentare zu „High Gain Guitar Preamp (SLO)

  1. I am very interested in the SLO kit and the Anvil kit. I was wondering if you have transformers to utilize 120v 60hz mains (like we have in the United States).

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  2. Is There an English version of the manual? I bought the kit but need to find also a 117v ver of the pwr xfmr to finish it

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  3. Hello Andy

    I am interesting in one of your device , the tube preamp ANVIL or HighGain .
    Descriptions about preamps are these same…………..
    Can you to send me few informations about those preamps:
    – sound from both is this same/similar or different ?
    – are any cracks during switching of channels ? (i ask because in HG is 12pcs of relays, in Anvil – 3pcs, only)
    -is possible to buy PCB + uP (Atmega) as set, only? ( it is for my individual design/construction)
    If yes, what will be price ?
    -which device is better of sales (more quantity) ?
    best regards Patryk

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  4. Hallo Andy,
    inzwischen habe ich ja auch einen High Gain-Preamp und finde ihn wirklich sehr gut. Gerade der Lead-Kanal ist schon Weltklasse, und Crunch trifft auch sehr meinen Geschmack.

    Ich bin allerdings auch mit dem alten Problem des Originals beschäftigt – Clean ist doch recht leise im Vergleich. Jetzt hast Du ja dem Clean- und Crunch-Kanal jeweils eigene Regler spendiert, und da frage ich mich, ob man Clean nicht vielleicht dadurch lauter bekommen könnte, dass man das Volume-Poti des Kanals durch eine 1 MOhm-Version ersetzt. Meinst Du, das könnte was bringen, oder mache ich da einen Denkfehler?
    VG, Alex

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    1. Hi,

      Du könntest R32 und R34 auf ca. 100k verringern. Dann werden Lead und Crunch leiser. Anschließen kannst Du R39 um vergrößern. Dann wird die Ausgangslautstärke generell erhöht. Das alles würde ich aber nur dann machen, wenn der Regelweg der Potis überhaupt nicht ausreicht. Dass die Volumepotis der einzelnen Kanäle je nach Gain unterschiedlich eingestellt werden, ist ganz normal…

      VG Andy

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      1. „Anschließen kannst Du R39 um vergrößern. “
        Hallo und danke für den Tipp, allerdings muss irgendwie noch der konkrete Wert für R39 verloren gegangen sein… Da bin ich doch ein wenig unsicher, wie weit ich da gehen soll. Beim Anvil sind es an ähnlicher Stelle 10 KOhm, aber die Ausgangssektion ist da halt auch insgesamt deutlich anders aufgebaut.

        Dass man die Channel Volumes anpassen muss, ist schon klar. Ich habe allerdings den Eindruck, dass gerade der Lead-Channel seinen typischen Sound erst so richtig entwickelt, wenn auch das Volume mindestens bei 2 Uhr steht. Das klingt dann deutlich fetter, was sich ja durchaus mit dem Original-SLO deckt. Beim Preamp bin ich dann nur leider in einem Bereich, wo der Clean-Channel pegelmäßig nicht mehr recht nachkommt.

        Es klingt bei Dir an, dass Du da grundsätzlich eher nichts ändern würdest. Ändert sich der Sound denn durch kleinere Widerstände R32 und R34 auch in eine etwas dünnere Richtung, wie bei niedrig eingestelltem Channel Volume? Wäre ja schade, dann sollte ich vielleicht wirklich versuchen, den Clean-Pegel woanders her zu bekommen, zB durch mehr Patch-Volume im zugeordneten Programm an meinem GT-Pro. Das ist für mich halt immer nur die zweitbeste Lösung, deshalb der Gedanke mit der Anpassung innerhalb des Preamps.

        VG, Alex

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  5. Good morning.
    I beg tour pardon for my bad english.
    I’m really intersting about your SLO.That’s Wonder full for me. Is it ever available?
    Thanks à lot.

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  6. Andy, Since the kit is no longer for sale(only the PCB), do you have a parts list? Also does the atmega8 need programming for the midi switching?

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  7. Hallo Andy,
    vielleicht eine bisschen komische Frage 🙂 Ich wäre sehr interessiert einen Bogner Fish (Brown oder Shark Kanal) als Preamp nachzubauen. Könnte einer Deiner Preamps hoer als Basis dienen bzw. weißt Du vielleicht ob es wo eine Bauanleitung/Bausatz dazu gibt?
    Beste Grüße
    Markus

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    1. Hi Markus,

      Bausätze gibt es meines Wissens nach nicht. Die Kanäle sind strukturell wahrscheinlich am ehesten mit einem modifizierten Anvil-PCB zu erreichen. Die Kathodenfolger kann man im Zweifel auch weglassen.

      VG Andy

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